Tourismus, Gassi gehen, Training oder Entwicklung
Auf die Perspektive kommt es an.
Das Ergebnis kann vielfältig sein und Wirkung mit sich ziehen.
Quartierrundgänge können aus verschiedenen Perspektiven vollzogen werden und in den unterschiedlichsten Zusammenhängen stehen. Ist man neu hinzugezogen, möchte man das neue Quartier erforschen. Als Tourist möchte man auf kurzer Strecke möglichst viel Kultur in realer Umgebung mit historischem Bezug konsumieren. Der Haustierbesitzer geht jeden Tag die gleiche Strecke Gassi und pflegt sein Netzwerk. Der Fitness-Aspekt beim Gassi gehen hält sich in Grenzen - kann aber ausgeweitet werden, indem das Tempo angepasst wird. Ein in den USA bereits länger verbreitete Training, das vor der eigenen Haustüre startet und lokal vorhandene Gegenstände / Gegebenheiten einbindet, ist das Urban Workout - auch als Street Workout bekannt. Dieses Training gewinnt auch an Beliebtheit bei den Älteren, die den Fokus auf Gleichgewichtstraining legen.
Tourismus
Fast jede grössere Stadt verfügt über Literatur und Guides an der Tourismusinformation, die Rundgänge vor Ort beschreiben, bei denen man verschiedene Sehenswürdigkeiten abklappern kann. Je nach Ausrichtung orientieren sich diese Rundgänge an Architektur, Kunst oder anderen Schwerpunktthemen. Je nach Zielgruppe (Familien, ältere Menschen, benachteiligte Menschen, Schulklassen, ...) sind Länge und Infrastruktur die Einflussfaktoren, welche die Strecke mitbestimmen. Ein verstaubtes Konzept? Neue Technologien geben dem touristischen Rundgang eine neue Richtung. So ermöglicht der Einsatz von QR-Codes den Zugang zu geheimen Orten, die sonst nur mit einer professionellen Begleitung einsehbar sind. Wer es etwas abenteuerlicher möchte, ist mit dem Prinzip foxtrail gut bedient, was Jung & Alt anzieht.
Gassi gehen
Das Gassi gehen ist heutzutage nicht nur in der Stadt zu einer Herausforderung geworden - muss man den Kot direkt einsammeln und korrekt entsorgen. Diese Vorgabe hat die Lebensqualität in und ausserhalb der Städte verbessert, weil man als Passant dem Hundekot nicht mehr ausweichen muss. Der regelmässige Gang ins Freie, den die Hundebesitzer*innen mehrmals täglich vollziehen, hat neben der Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems auch eine positive Wirkung auf die immer stärker verbreitete Vereinsamung in unserer Gesellschaft.
Wenn eine Krankheit in einer bestimmten Region in einem engeren Zeitraum ungewöhnlich häufig vorkommt, spricht man von einer Epidemie. Eine Pandemie ist eine Epidemie, die sich über die Landesgrenzen ausbreitet. Die Krankheit im Rahmen einer Epidemie/Pandemie muss nicht unbedingt besonders gefährlich oder tödlich sein. Das in Griff bekommen der Krankheit, welche eine Pandemie ausgelöst hat, hängt von der Kooperation der Gesundheitssysteme verschiedener Länder ab.
Training
Aus den USA kennen wir die Trainingskultur im Freien, bei der Körper zur Show gestellt werden schon lang. Was mit Urban Workout und Street Workout nach Europa gekommen ist, ist vielmehr ein niederschwelliges Angebot, welches meist kostenlos und relativ unverbindlich Zugang zu sportlichen Aktivitäten vor der eignen Haustüre (oder auch an einem anderen Ort - drinnen wie draussen) gibt, bei sich das Training auf die Gegebenheiten vor Ort konzentriert und diese einbindet. Beispiel: Die Treppe ist zur Inspiration einer Übungsreihe geworden, die vom Hochleistungssportler bis zur älteren Person, die ihr Gleichgewicht trainieren möchte genutzt wird. Auch hier ist ein positiver Effekt in Bezug auf Vereinsamung zu messen, da sich sehr einfach neue Kontakte knüpfen lassen.
beispiele
Gute Beispiele für Quartierrundgänge, die sich auf die Weiterentwicklung des Quartiers konzentrieren und dabei Partizipation der Gesellschaft ermöglichen, sind: "Ratingen Süd aus Deutschland" und "Schaffhausen in der Schweiz" (eine Auswahl - es gibt weitere sehr gute Beispiele). Im Beispiel "Ratingen Süd aus Deutschland" (2015) macht sich eine altersdurchmischte Gruppe (zweite und dritte Lebensphase) auf den Weg das Quartier mit dem Fokus auf die Sinne "Riechen" und "Fühlen mit den Füssen" zu erkunden (siehe Inspiration rechte Spalte). Im Beispiel "Schaffhausen in der Schweiz" spielen neue Technologien beim Rundgang eine Rolle: mit dem SmartPhone werden Diskussionen und Bildmaterial aufgenommen, was zu einer Dokumentation zusammengefasst wird und einen Massnahmenplan zur Verbesserung der Quartierinfrastruktur aus der Sicht der Älteren (dritte Lebensphase) ergibt (2016/2017). In beiden Beispielen werden Punkte genannt (überdachte Sitzgelegenheiten, öffentliche Toiletten, Unebenheiten, Verkehr und Beleuchtung), die damals (2015/2016/2017) wie heute aktuell sind und in vielen Quartieren noch nicht dem angestrebten Standard eines Landes entspricht, das die UN Behindertenrechtskonvention unterschrieben hat, welche im Artikel 9 «Zugänglichkeit» klar definiert was zugänglich (physisch und informativ) bedeutet: ein Mehrwert für ALLE.
Entwicklung
Die Quartierentwicklung ist heute geprägt durch die Smart City-Initiative, welche transnationale Stakeholder berücksichtigt und durch die Digitalisierung getrieben wird. Das Einbinden der Bevölkerung (CoCreation) in die Transformation zur sog. Smart City bzw. zum smarten Quartier ist allein schon aus dem Grund nicht wegzudenken, da die Akzeptanz der neuen Technologie und die Bereitschaft für Investments gesichert werden müssen. Sieht die Bevölkerung in den Anpassungen einen positiven Effekt in Bezug auf die eigene Lebensqualität, ist eine Win-win-Situation gegeben. Dies betrifft die eine Stossrichtung. Die Entwicklung von Massnahmen, welche Antworten auf die tatsächlichen Bedürfnisse im Quartier sind, ist die andere Stossrichtung. Hier sind Quartierrundgänge mit allen Altersgruppen die effizienteste Vorgehensweise, werden diese dokumentiert und in messbare Massnahmen übersetzt.