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Übergänge - Wohnformen im Alter

2. Juni 2020

Neue Angebote für sich wandelnde Bedürfnisse

Im Süden, am Meer das Alter geniessen? Oder lieber ein Wohnprojekt mit Freunden in der Nähe der Familie aufgleisen? Vielleicht.

Die Realität

Die (freiwillige) Umzugsbereitschaft wird mit zunehmendem Alter geringer. Das gewohnte Umfeld und das gefestigte soziale Umfeld spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt alt werden zu können. Die Entwurzelung im hohen Alter hat einen negativen Einfluss auf die Gesamtkonstitution.

 

 

Einflussfaktoren

Wohnen im Alter ist einerseits geprägt durch die eigene Biographie, die Familiengeschichte, den Beruf, den sozio-kulturellen Hintergrund und damit verbundene individuelle Präferenzen. Anderseits bestimmen die Erwartungen uns nahestehender Menschen, die Angebote auf dem Wohnungsmarkt und vor allem auch die eigenen finanziellen Möglichkeiten die gewählten Optionen.

 

Am liebsten zuhause

Das häufigste Modell des Wohnens im Alter ist also die angestammte Wohnung. Meist nicht altersgerecht, in einem Mehr- oder Einfamilienhaus, mit einer mehr oder weniger hilfsbereiten und geschätzten Nachbarschaft. Der Standort manchmal gut erschlossen, oft aber auch ungeeignet fürs höhere Alter. Wenn mögliche Alternativen nicht geplant werden, besteht bei plötzlichen Einschränkungen, beispielsweise Stürzen, manchmal keine Option mehr, in die geliebte Wohnung zurückzukehren.

 

Warum also etablieren sich dennoch zunehmend vielfältigere Wohnangebote fürs Alter? Demographische und wirtschaftliche Entwicklungen, gestiegene Mobilität, der Wandel traditioneller Rollenbilder und die zunehmende Individualisierung haben Bedürfnisse und Optionen verändert. So lebten beispielsweise bereits im Jahr 2000 mehr als 45% der über 65-jährigen Frauen in der Schweiz in einem Einpersonenhaushalt – rund die Hälfte ist zufrieden damit!(1)


definition

Älter werden als eine Zeit der Übergänge zu verstehen öffnet den Blick von einer statischen Perspektive des Alt-Seins zu einer dynamischen Sicht auf das Älter-Werden.


 

Vielfältige Möglichkeiten

Neuere Wohnmodelle lassen sich so je nach Ausgestaltung entlang dreier Dimensionen einordnen:

 

  • Integration versus Segregation
  • Art und Umfang der Unterstützungsangebote, die Übergänge erleichtern
  • Nähe zu Angeboten für den täglichen Bedarf und Integration ins Quartier

 

Alterssiedlungen

Sie umfassen Gebäude mit hindernisfreien Wohnungen, reserviert für Menschen über 65. Das meist höhere Durchschnittsalter macht dieses Modell für jüngere Ältere beschränkt attraktiv. Unterstützungsdienstleistungen (z.B. Spitex) sind meist individuell zu organisieren. Zugang zu Arzt, Apotheke, Einkaufen, Kultur variiert je nach Standort.

 

Mehr-Generationen-Wohnprojekte

Generationenübergreifende Wohnprojekte gibt es in zunehmend vielfältigeren Formen bezüglich Grösse, Altersmix der Bewohnerschaft, Art der integrierten Infrastrukturangebote (Gemeinschaftsraum, Cafeteria, Werkstatt, Fitnessraum, etc.) – meist jedoch ohne professionelle Unterstützungsangebote für ältere Menschen. Gegenseitige Unterstützung und soziale Kontakte sind wichtig. In grösseren Projekten unterstützt meist eine Fachkraft den nachbarschaftlichen Austausch. Träger sind oft Genossenschaften. Ein Beispiel für Mehr-Generationen-Wohnen ist die Giesserei in Winterthur, ein Projekt der Genossenschaft Gesewo.

 

Betreutes Wohnen

Diese Wohnform bietet am meisten Optionen bezüglich Übergänge: Sie eignet sich für Menschen mit unterschiedlichen Mobilitäts- und gesundheitlichen Einschränkungen, allenfalls auch psychischer, kognitiver Art. Selbstständiges Wohnen wird unterstützt durch Notrufsysteme, leichte pflegerische und sozialpsychologische Betreuung sind integriert. Betreute Wohnprojekte integriert in grössere Mehr-Generationen-Siedlungen reduzieren die Segregation und erlauben siedlungsinterne Umzüge bei Bedarf. Ein Beispiel für Betreutes Wohnen ist das Projekt der Sammelstiftung Vita in Ilanz (siehe Bild in Fotoreihe).

 

Vernetzung gegen Einsamkeit und Segregation

Viele dieser neueren Wohnmodelle suchen auch eine aktive Vernetzung mit dem umliegenden Quartier, sei es durch öffentliche Veranstaltungen oder den Zugang für die Quartierbevölkerung zu Cafeteria, Gemeinschaftsräumen und anderen Angeboten. So bleiben ältere und auch hochaltrige Menschen in eine erweiterte Nachbarschaft eingebunden und vernetzt. Zudem fördern solche Projekte die Durchmischung und Belebung von Wohnquartieren und tragen so zu urbanen Qualitäten bei.

 


Autorin

Dr. Margrit Hugentobler

Dr. Margrit Hugentobler

Soziologin und ehemalige Leiterin des ETH-Wohnforums
margrit.hugentobler@icloud.com

Quellen

  • (1) Alleinleben in der Schweiz

Weiterführende Literatur

  • Zürcher Frauenzentrale und Age Stiftung (Hrsg.) (2013). Älter werden und autonom wohnen. Ein Leitfaden für Frauen, Gemeinden und Liegenschaftsverwaltungen.
  • Althaus, Eveline & Birrer Angela (2019). Zuhause alt werden: Chancen, Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten für Wohnungsanbieter.
  • Hugentobler, Margrit & Otto, Ulrich (2017). Gemeinschaftliche Wohnformen für die zweite Lebenshälfte – Qualitäten im Kanton Zürich. In Sinning, Heidi (Hrsg.) Altersgerecht wohnen und leben im Quartier. Stuttgart: Fraunhofer (S. 136-162).
  • Hugentobler, Margrit (2015). Wohnformen älterer Frauen: Tatsachen, Erwartungen und Perspektiven, in: Seneline, Nr. 32.
  • Schmid, Susanne; Eberle, Dietmar; Hugentobler, Margrit (Hrsg.) (2019). Eine Geschichte des gemeinschaftlichen Wohnens. Modelle des Zusammenlebens. Basel: Birkhäuser.


Inspiration

Wohnformen im Alter (10 vor 10, SRF)

Fotoreihe

Residenza St. Joseph, Ilanz

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