Ein neuer Ansatz zur Entlastung des Gesundheitswesens
Das Konzept walk-in ist alt - für die Entwicklungen in den Quartieren wohl noch nicht ausgeschöpft.
Das europäische Konzept des Health Kiosks stammt aus Finnland. Es orientiert sich am Konzept der Retail Clinic aus den USA.
Pilot Finnland
Die beiden Pilotprojekte in Finnland, welche von 2009 bis 2011 liefen und wissenschaftlich begleitet wurden, haben folgende Erkenntnisse hervorgebracht:
- Effizienzsteigerung
Kundenbedürfnisse können an der Quelle abgeholt werden, kategorisiert werden und präzise ausgerichtet in das fortführende Gesundheitssystem gegeben werden.
- Kostenreduktion
Die lokal verankerte schlanke Organisationsstruktur ermöglicht eine kosteneffiziente Erbringung von Dienstleistungen - bestenfalls zu einem Drittel der Kosten eines Klinikbesuchs.
- Früherkennung
Verbesserte Verfügbarkeit von Diensten führt zu kontinuierlichem Monitoren, was zur Früherkennung von Gesundheitsproblemen beiträgt.
- Vertrauen
Kleine und beständige Teams vor Ort führen zu Kontinuität, die in Vertrauen mündet und so das Einbeziehen gefährdeter Gruppen vereinfacht.
- Chronische Krankheiten
Hilft bei der Kostenkontrolle durch frühzeitiges Eingreifen und engmaschiger Überwachen chronischer Krankheiten.
- «Kostengünstigeres» Personal – Vorsondierung durch Krankenschwester
Bietet auf flexible Weise Routineprozeduren und gibt Zeit für anspruchsvollere Prozeduren in den Fachzentren.
- Demographischer Trend und Vereinsamung
Lokales Team stellt effiziente zusätzliche Ressource für die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung dar.
- Reichweite Kampagnen und Prävention
Weniger Streuverlust und kurze Wege reduzieren die Kosten bei Kampagnen (z.B. Impfkampagnen), da die Erfolgsquote (Conversion) wesentlich höher ausfällt.
Ein Health Kiosk ist Teil der lokalen Gesundheitsversorgung, zentral gelegen und leicht zugänglich (barrierefrei). Eine qualifizierte Krankenschwester erbringt vor Ort die Leistungen, welche sich auf eine niederschwellige Gesundheitsversorgung konzentriert - ohne Voranmeldung 24/7 und kostenlos.
Pilot Deutschland
Im Jahr 2017 eröffnet der erste Health Kiosk in Hamburg (Billstedt/Horn). Träger des Projekts sind das Ärztenetz Billstedt/Horn, die Optimedis AG, die SKH Stadtteilklinik Hamburg und der NAV Virchow-Bund. Die AOK Rheinland/Hamburg hat mit den Trägern einen integrierten Versorgungsvertrag geschlossen. Barmer GEK und DAK stellen Daten zur Verfügung. Nicht zuletzt ist das eine Reaktion auf die Tatsache, dass mehr als die Hälft der Deutschen ein Problem mit Gesundheitsinformationen hat. Die Bevölkerung nimmt die Anlaufstelle sehr gut an, so dass sich verschiedene Fachbereiche wie u.a. die Gynäkologie angesiedelt haben.
Im Jahr 2019 nimmt die swissICT Fachgruppe SMART GENERATIONS das Thema auf und skizziert ein Konzept, wie ein Health Kiosk in die bestehende Infrastruktur der 17 Gemeinschaftszentren (GZ) von Zürich integriert werden könnte. Die GZs erreichen im Jahr eine Million Menschen aller Schichten.
Health Kiosk der Zukunft
Ein Schritt weiter steht der digital ausgerichtete Health Kiosk, der in Zukunft unbemannt und mobil in den Quartieren aktiv ist. Ein Model dessen ist von KalMed Healthcare im Jahr 2015 vorgestellt worden und erlaubt dem Patienten (Kunden) eine Videokonferenzschaltung mit einem Arzt, verschiedene automatisierte Tests und das kommerzielle Spenden von Blut.